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Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall: Fast jeder sechste Deutsche leidet unter den Beschwerden eines Reizdarms. Lesen Sie, welche Heilpflanze bei welchem Symptom hilft und was Sie sonst tun können.
Immer wieder Magen-Darm-Beschwerden und oft die Unsicherheit, ob das nächste Essen vertragen wird oder nicht. Ein Reizdarm ist zwar in der Regel nicht gefährlich, doch viele Betroffene fühlen sich im Alltag deutlich eingeschränkt. Eine allgemeingültige Therapie gibt es nicht. Deshalb muss jeder Patient für sich beobachten, was ihm hilft und wie sein Körper auf bestimmte Situationen und Lebensmittel reagiert. Und auch seelische Belastungen können einen Einfluss haben.
Oft langer Weg zur Besserung
Bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wird der Arzt oder die Ärztin zunächst versuchen, alle typischen Erkrankungen und Überempfindlichkeiten gegen bestimmte Nahrungsmittel auszuschließen. Lässt sich kein Auslöser finden, dann ist vom Reizdarm die Rede. Es handelt sich also weniger um eine Diagnose, sondern vielmehr um eine Ausschlussdiagnose und eine Sammelbezeichnung für Beschwerden, die man nicht genau fassen kann.
Diagnose im Ausschlussverfahren
Die typischen Reizdarmbeschwerden treten auch bei anderen Krankheiten auf. Um diese auszuschließen, werden bei der ärztlichen Untersuchung die folgenden möglichen Ursachen überprüft:
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn
- Magen-Darm-Infektionen
- gynäkologische Erkrankungen
- Darmkrebs
Vor allem folgende Symptome sind nicht typisch für Reizdarm und sollten schnellstmöglich abgeklärt werden:
- Durchfall, der vor allem nachts auftritt
- Fieber (akut oder chronisch)
- Blut im Stuhl
- starker ungewollter Gewichtsverlust
Reizdarmsymptome erkennen
Die häufigsten Symptome bei Reizdarm sind:
Bauchschmerzen
- Blähungen
- Verstopfung
- Durchfall
Bei einigen Betroffenen tritt nur eines der Symptome auf, bei anderen zwei und mehr.
Weitere häufige Reizdarmsymptome sind:
- unangenehmes Völlegefühl
- Gefühl, dass sich der Darm nicht völlig entleert
- Schleim auf dem Stuhl
Welche Auslöser sind möglich?
Auch wenn sichere Auslöser für einen Reizdarm nicht festgemacht werden können, stehen verschiedene Faktoren in Verdacht, die Beschwerden hervorzurufen:
_ unausgewogene Ernährung über eine lange Zeit und Nahrungsunverträglichkeiten
_ frühere Infektionen im Magen-Darm-Trakt
_ eine gestörte Darmflora und dadurch starke „Durchlässigkeit“ der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom)
_ psychische Belastungen wie Stress, Angst, Nervosität, Ärger oder Kummer
Beschwerdetagebuch führen
Führen Sie über mehrere Wochen ein Reizdarm-Tagebuch. Hier können Sie die jeweiligen Beschwerden, die Ernährung, den Stuhlgang und andere Einflussfaktoren wie Stress und psychische Belastungen festhalten. So sehen Sie, in welchen Situationen oder durch welche Auslöser welche Beschwerden auftreten, und können sich besser darauf einstellen.
Reizdarm: Das kann helfen
Im Durchschnitt dauert es mehr als zweieinhalb Jahre, bis ein Reizdarmsyndrom festgestellt wird. Auch wenn die Ursachen schwer zu fassen sind, müssen sich Betroffene nicht in ihr Schicksal ergeben. Denn man kann lernen, mit einem Reizdarm umzugehen und gut mit ihm zu leben. So unterschiedlich wie die Auslöser sind auch die Therapieangebote. Deshalb richtet sich die Behandlung der Regel nach dem schwerwiegendsten Symptom.
Reizdarm behandeln
Die Kraft der Pflanzen
Pflanzliche Präparate haben bei der Behandlung von Reizdarmbeschwerden einen hohen Stellenwert. Deshalb wurden in diesem Jahr die Behandlungsempfehlungen von den medizinischen Fachgesellschaften entsprechend überarbeitet. Darin wird betont, dass die Wirkung der Pflanzen auf unsere Verdauungsorgane nicht zu unterschätzen ist. Allerdings: Viele Patienten würden die pflanzlichen Präparate nicht lange genug anwenden, um eine positive Wirkung zu erreichen. Dabei ist es wichtig, mehrere Wochen bis zu drei Monaten mit der Phytotherapie durchzuhalten, um eine Besserung zu erzielen.
Ganz vorn: Die Pfefferminze
Star der Phytotherapie ist die Pfefferminze. Denn Pfefferminzöl kann bei Blähungen und Schmerzen den Darm beruhigen und die Verdauung wieder ins Lot bringen. Besonders wirksam ist Pfefferminzöl, wenn es in Form magensaftresistenter Kapseln eingesetzt wird, da sie ihre Kraft gezielt im Darm entfalten.
Weitere Pflanzen, die dem Reizdarm guttun, sind Kamille, Flohsamen, Myrrhe, Kümmel und Schleifenblume. Sie können allein angewendet werden als auch mit anderen Therapien. Wir beraten Sie gerne, welche Heilpflanze bei Ihren Beschwerden sinnvoll ist.
Welche Heilpflanze wann?
Um die Beschwerden effektiv zu lindern, ist bei der Phytotherapie Geduld gefragt. Ein Präparat sollte zumindest einige Wochen eingenommen werden, um zu entscheiden, ob eine Besserung eintritt. Die Auswahl der passenden Heilpflanzen orientiert sich an den Beschwerden. In Ihrer Apotheke beraten wird Sie dazu gern.
Ernährungstipps bei Reizdarm
Auch wenn die Ernährung keinen direkten Einfluss haben muss, können einige Grundregeln zur Ernährung für manche Betroffene hilfreich sein:
_ langsam und in Ruhe essen
_ kleine Portionen essen
_ ausreichend trinken, zum Beispiel Tees oder Mineralwasser ohne Kohlensäure
_ regelmäßig und zu festen Zeiten essen
_ ausgewogen essen
_ milde, nicht zu stark gewürzte Speisen bevorzugen
_ auf sehr fettige, salzige oder süße Speisen verzichten
_ Genussmittel wie Alkohol oder Kaffee reduzieren
Entspannung für den Darm
Wenn Reizdarmbeschwerden vor allem durch Stress ausgelöst werden, können Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder Tai-Chi helfen. Auch Bewegung an der frischen Luft und Yoga wirken sich positiv auf den Darm aus. Wer unter Angststörungen, Depressionen oder starker Nervosität leidet, kann von einer Psychotherapie profitieren. Arzneimittel mit Lavendelöl, Passionsblume, Johanniskraut oder Rosenwurz aus Ihrer Apotheke stärken die Widerstandskraft gegen Stress und verringern Unruhe und Nervosität.
Rolle des Mikrobioms
Eine große Rolle bei der Entstehung von Reizdarm kann das sogenannte Mikrobiom spielen. Es besteht aus rund 36 Billionen Bakterien, Viren und Pilzen, die in einem gesunden Darm leben. Was zunächst seltsam und beunruhigend klingt, hat eine ganz wichtige Funktion in der Darmgesundheit. All diese Kleinstorganismen haben eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit, denn sie bilden Stoffwechselprodukte und immunologisch wirksame Substanzen. Diese sind auch für unsere Abwehrkräfte wichtig. Außerdem stellen unsere Darmbewohner einen wertvollen inneren Schutzwall dar. Denn sie sorgen dafür, dass sich Krankheitserreger nicht so leicht ansiedeln können.
Die Darmflora stärken
Ist die Darmflora geschädigt, dann kann das unter anderem zu Durchfall oder Verstopfung führen. Um die Darmflora wiederaufzubauen, können Mittel mit Laktobazillen und Bifidobakterien aus der Apotheke hilfreich sein. Auch wenn das Reizdarmsyndrom durch einen Magen-Darm-Infekt oder Stress ausgelöst wird, wirken Probiotika auf lange Sicht sehr gut. Denn entsprechende Präparate sorgen dafür, dass sich günstige Bakterien wie E. coli Nissle oder Laktobazillen wieder im Darm in ausreichender Zahl ansiedeln.
Die FODMAP-Diät
FODMAPs sind spezielle Zuckerarten (Kohlenhydrate), die in vielen Nahrungsmitteln enthalten sind und bei Reizdarm oft nicht vertragen werden. Dazu zählen zum Beispiel:
_ Fruchtzucker (Fruktose) aus Obst und Gemüse bzw. Fruktosesirup in fertigen Kuchen und Süßspeisen
_ Milchzucker (Laktose) aus Milchprodukten
_ Zuckeraustauschstoffe (z. B. Xylit), die in sogenannten Light-Produkten zum Einsatz kommen.
FODMAP steht für: Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und (and) Polyole. Bei einem gesunden Darm werden diese Zucker im Dünndarm verwertet. Doch bei einer ungenügenden Darmflora werden sie im Dickdarm von Bakterien fermentiert (vergärt). Dabei entstehen Gase, die zu Blähungen führen können. Außerdem ziehen FODMAPs Wasser in den Darm, was zu Reizungen und Durchfall führen kann.
Viele Reizdarmpatienten profitieren von einer FODMAP-armen Ernährung – besonders, wenn Blähungen die Hauptbeschwerden sind. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag FODMAP-Diät.
Selbst kochen
Kochen Sie, so oft es geht, selbst. Dann wissen Sie, dass keine unverträglichen Bestandteile im Essen enthalten sind. Nutzen Sie zudem verdauungsfördernde Gewürze wie Kümmel, Ingwer, Thymian, Fenchel und Kurkuma.
Stefan Müller,